Manchmal erzählen mir Paare:
„Es war schön – aber irgendwie wie nicht wir.“
Ich kenne diese Momente gut. Wenn sich eine Hochzeit plötzlich fremd anfühlt – zu viel Programm, zu viele Meinungen, zu wenig von euch. Vielleicht habt ihr das Gefühl, ihr lauft einer To-do-Liste hinterher, statt euch auf das Wesentliche zu freuen. Vielleicht sagt ihr euch: „Unsere Hochzeit fühlt sich nicht nach uns an“.
Genau dann ist es Zeit, innezuhalten. Nicht um alles über Bord zu werfen, sondern um bewusst zurück zur Essenz zu finden.
Ich plane keine Shows. Ich plane Erinnerungen – für Menschen, die wissen, was zählt.
In diesem Artikel zeige ich euch, woran ihr merkt, dass ihr euch in der Hochzeitsplanung verliert, und wie ihr den Tag wieder so gestaltet, dass er euch widerspiegelt – achtsam, klar, ohne Programmdruck.
Warum es kippt – und was dahintersteckt
Oft beginnt es schleichend. Ihr startet mit einer Vision: achtsam heiraten, vielleicht sogar ein Tiny wedding. Doch mit jeder neuen Idee, jedem gut gemeinten Vorschlag, jedem Pinterest-Board wird die Planung voller.
Hinter den Kulissen wirken drei Hauptfaktoren:
- Erwartungsdruck
Von Familie, Freunden – oder von Pinterest. Plötzlich habt ihr das Gefühl, es allen recht machen zu müssen. - Zu viel Programm = zu wenig Präsenz
Wenn euer Hochzeitsablauf so voll ist, dass keine Pausen bleiben, seid ihr nur noch am Funktionieren. - Fehlende Prioritäten
Ohne klares Hochzeitskonzept wird jede Entscheidung zäh. Das kostet Zeit, Nerven – und am Ende auch die Vorfreude.
Meine Erfahrung: Eine mindful wedding lebt von Klarheit und Raum. Grenzen setzen heißt nicht, weniger zu feiern – sondern bewusster.
5 Warnsignale, dass sich eure Hochzeit nicht mehr nach euch anfühlt – und konkrete Lösungen
1) Die Gästeliste wächst – eure Vorfreude nicht
Problem: „XY kommt nur, wenn Z mit darf.“ Plus-Ones, Pflichtkontakte, entfernte Bekannte.
Lösung:
- Klare Kriterien festlegen (Nähe, gemeinsame Geschichte, Gegenwart eurer Beziehung)
- Entscheidungskreis Hochzeit: nur ihr beide + max. eine Vertrauensperson
- Kommunikationssatz: „Wir halten den Kreis bewusst klein – danke für euer Verständnis.“
- Taktischer Tipp: Zwei Listen (A/B), B nur wenn Budget/Platz passt.
2) Der Tagesablauf ist ein Programmmarathon
Problem: Kaum Luft zum Atmen – jede Minute ist verplant.
Lösung:
- Mindestens 20 Minuten Puffer zwischen Programmpunkten
- 15 Minuten direkt nach der Trauung nur für euch – ohne Fotos, ohne Gratulationen
- Alternative: First Look + private Vows, Empfang später starten
- Satz: „Wir planen Pausen als feste Programmpunkte.“
3) Ihr bestellt Dinge, die ihr nie wolltet
Problem: Bestellungen aus Gewohnheit, Trends oder „weil es dazu gehört“.
Lösung:
- „Zu-zweit-Test“: Würden wir das auch nur zu zweit so machen?
- Budget von Deko-Füllern in Erlebnisse verschieben (Musik, Dinner-Qualität, Licht)
- Satz: „Wir streichen, was uns nicht entspricht – zugunsten dessen, was wirkt.“
4) Jeder redet mit – niemand trägt Verantwortung
Problem: Viele Meinungen, keine klare Führung.
Lösung:
- Rollen klären: ihr entscheidet, Planerin kuratiert, Familie hilft punktuell
- Satz: „Wir hören Ideen – entscheiden aber zu dritt.“
- Tool: gemeinsame Entscheidungsseite (z. B. Notion) statt Gruppenchats
5) Die Vorfreude kippt in Druck
Problem: Jede Aufgabe wird schwerer, Vorfreude schwindet.
Lösung:
- 24-Stunden-Planungs-Detox
- Danach ein Planungsmanifest (3–5 Sätze: Haltung, Gefühl, Grenzen)
- Wöchentlich 10-Minuten-Review am Sonntag



Mein Full of Love Events -Framework „Zurück zur Essenz“ – in 5 Schritten (sofort umsetzbar!)
Ein fließender, achtsamer Hochzeitsablauf entsteht nicht zufällig. Er braucht eine klare Basis, die euch wie ein innerer Kompass durch die gesamte Hochzeitsplanung führt.
Mit dem FOLE-Framework begleite ich meine Paare Schritt für Schritt zurück zu dem, was wirklich zählt – und raus aus dem Strudel von Meinungen, Trends und To-dos.
1. Inventur – Alles auf den Tisch legen
Ziel: Klarheit darüber, was wirklich geplant ist – und warum.
So geht’s:
- Nehmt euch 30 Minuten ungestörte Zeit.
- Schreibt alles, was bisher entschieden, gebucht oder überlegt ist, in eine Liste (Location, Gästeliste, Deko-Ideen, Musik, Essen, Programmpunkte…).
- Markiert jeden Punkt farblich:
- Grün: Muss bleiben (Herzstück, ohne das es nicht euer Tag wäre)
- Gelb: Kann bleiben (nett, aber nicht entscheidend)
- Rot: Weg damit (fühlt sich nicht nach euch an oder ist nur aus Pflicht dabei)
Tipp: Hier dürft ihr radikal ehrlich sein – „Wir wollten das eigentlich nie“ ist ein gutes Argument zum Streichen!
2. Planungs-Manifest – Euer innerer Kompass
Ziel: Eine kurze, kraftvolle Erklärung, was euch wichtig ist – als Entscheidungshilfe in jeder Planungsphase.
So geht’s:
- Nehmt ein leeres Blatt oder Dokument.
- Beantwortet gemeinsam diese Fragen:
- Wie soll sich unser Tag anfühlen? (3 Hauptgefühle)
- Was wollen wir unbedingt erleben? (max. 5 Punkte)
- Was wollen wir bewusst weglassen?
- Welche 3 Werte sind uns wichtiger als Trends oder Erwartungen?
- Formuliert daraus 3–5 Leitsätze in der Ich-/Wir-Form.
Beispiele:- „Wir feiern im kleinen Kreis, um tiefe Begegnungen zu ermöglichen.“
- „Wir setzen auf Qualität statt Quantität – weniger Deko, mehr Atmosphäre.“
- „Wir planen Pausen als festen Teil des Tages.“
- „Wir entscheiden zu zweit – und informieren andere freundlich, aber klar.“
Profi-Tipp: Druckt euer Manifest aus und hängt es sichtbar an euren Planungsort (Kühlschrank, Vision Board, Startseite im Notion-Board).
So erinnert ihr euch bei jeder Entscheidung daran, was zählt.
3. Entscheidungskreis – Wer entscheidet wirklich?
Ziel: Verbindlichkeit schaffen, damit Entscheidungen nicht endlos diskutiert werden.
So geht’s:
- Legt fest, wer final entscheidet (meist nur ihr beide, evtl. + 1 vertraute Person).
- Andere dürfen Ideen einbringen – entscheiden aber nicht mit.
- Kommuniziert den Rahmen klar:
„Wir freuen uns über Inspiration – die finale Entscheidung treffen wir zu dritt.“ - Nutzt ein gemeinsames Dokument (Google Docs, Notion), in dem Ideen gesammelt, aber Entscheidungen markiert werden.
4. Ablauf neu denken – Struktur mit Raum
Ziel: Einen Hochzeitsablauf entwerfen, der trägt, aber nicht drückt.
So geht’s:
- Baut feste Puffer (mind. 20 Min.) zwischen Blöcken ein.
- Definiert Anker-Momente nur für euch:
- nach der Trauung 15 Minuten zu zweit
- ein gemeinsamer Spaziergang bei Sonnenuntergang
- Plant maximal 3 Hauptprogrammpunkte am Tag (z. B. Trauung, Dinner, Eröffnungstanz) – der Rest darf sich entwickeln.
- Schafft Ruhepole für Gäste (Sitzinseln, Gartenbereiche, Lounge-Musik).
5. Kommunikation – Freundlich, aber klar
Ziel: Erwartungen steuern und Missverständnisse vermeiden.
So geht’s:
- Entwickelt Standardsätze, die euer Manifest widerspiegeln:
- „Wir halten den Kreis bewusst klein – danke für euer Verständnis.“
- „Das passt nicht zu uns – wir schätzen deinen Input trotzdem.“
- „Wir planen Pausen als feste Programmpunkte.“
- Erstellt ein kurzes Update-Dokument für Familie & wichtige Gäste (Ablauf grob, Dresscode, Besonderheiten).
- Kommuniziert Änderungen früh – und bleibt konsequent.
Aus meiner Praxis – drei Beispiele
Tiny Wedding an der Küste
Ein Paar startete mit einer Gästeliste von 45 Personen – und spürte schnell, dass sie eigentlich ein intimeres Fest wollten. Gemeinsam haben wir den Kreis auf 22 Gäste reduziert. Plötzlich war Raum da: für Gespräche, für echte Nähe, für Leichtigkeit. Statt sich um viele Programmpunkte kümmern zu müssen, konnten sie den ganzen Tag am Strand mit ihren Liebsten verbringen – frei, achtsam, verbunden.
Stadtfeier in Berlin
Ein anderes Paar plante eine große Feier mit Candybar, Show-Acts und viel Entertainment. Doch irgendwann merkten sie: „Das fühlt sich nicht nach uns an.“ Wir haben gemeinsam entschieden, die Show-Elemente zu streichen – und den Fokus auf Stimmung zu legen. Kerzenlicht, gute Musik, eine handverlesene Weinauswahl. Das Ergebnis? Eine Feier, die elegant, stimmungsvoll und tief war – ohne überflüssige Ablenkung.
Familien-Dynamik beruhigt
In einem dritten Fall waren die Spannungen groß: Viele wollten mitreden, niemand fühlte sich gehört. Wir haben einen klaren Entscheidungskreis eingeführt – nur das Paar und eine vertraute Person. Aufgaben wurden klar verteilt, alle anderen wurden transparent informiert. Damit kam Ruhe in die Planung. Die Familie war entlastet, das Paar konnte loslassen – und der Tag selbst wurde harmonisch und friedlich.
Sätze die ihr gerne übernehmen könnt:
Es gibt Momente in der Planung, in denen ihr einen klaren Satz braucht – freundlich, aber bestimmt. Hier ein paar, die meinen Paaren immer wieder helfen:
- „Wir halten den Kreis bewusst klein – danke für euer Verständnis.“
- „Das passt nicht zu uns – wir schätzen deinen Input trotzdem.“
- „Wir planen Pausen als feste Programmpunkte.“
- „Wir entscheiden zu dritt, informieren alle anderen transparent.“
- „Wir wählen Qualität vor Quantität – für einen Tag, der wirkt.“
Solche Formulierungen wirken wie kleine Anker: Sie schützen eure Haltung und machen es leichter, Grenzen zu wahren, ohne Konflikte zu verschärfe

Häufige Einwände – und was ihr sagen könnt
Fast jedes Paar hört im Laufe der Planung typische Sätze – von Familie, Freunden oder auch Dienstleister:innen. Hier ein paar typische Situationen – und mögliche Antworten, die euch helfen, klar und freundlich zu bleiben.
„Aber alle erwarten X.“
Situation: Eure Eltern meinen, es müsse unbedingt eine bestimmte Tradition geben – vom Feuerwerk bis zur riesigen Torte. Ihr merkt aber: Das passt nicht zu euch.
Antwort: „Uns ist wichtig, dass wir wirklich anwesend sind – nicht, dass alles perfekt inszeniert ist. Unsere Gäste spüren unsere Ruhe mehr als jedes Extra.“
„Ohne Programm wird’s langweilig.“
Situation: Freunde schlagen ein Spiel nach dem anderen vor. Ihr wollt lieber Raum lassen für Begegnungen und Atmosphäre.
Antwort: „Wir möchten nicht weniger, sondern bewusster planen – mit Raum für Gespräche, Tanzen und echte Begegnungen. Das fühlt sich für uns stimmiger an.“
„Ist das nicht egoistisch?“
Situation: Ein Verwandter findet es unverständlich, dass ihr manche Erwartungen (z. B. große Gästeliste, kirchliche Trauung) nicht erfüllen wollt.
Antwort: „Wir sehen unsere Hochzeit als unseren Meilenstein. Wenn sie sich für uns richtig anfühlt, fühlen sich auch unsere Gäste wohl – weil es echt ist.“
„Aber Tante XY muss doch eingeladen werden.“
Situation: Eure Gästeliste wächst und wächst, weil die Familie meint, bestimmte Personen ‚gehören dazu‘. Ihr wünscht euch jedoch einen kleineren Kreis.
Antwort: „Wir haben uns bewusst für einen kleineren Kreis entschieden. Das bedeutet nicht, dass uns jemand weniger wichtig ist – sondern dass wir unsere Nähe schützen möchten.“
„Man macht das aber so.“
Situation: Ein Dienstleister oder Freund betont, dass es ‚üblich‘ sei, bestimmte Abläufe oder Rituale zu übernehmen. Ihr habt aber andere Vorstellungen.
Antwort: „Wir schätzen Traditionen, aber wir möchten das auf unsere Weise gestalten. Für uns ist wichtig, dass es sich nach uns anfühlt.“
„Es darf keine Lücken im Ablauf geben.“
Situation: Jemand aus dem Umfeld sorgt sich, dass Gäste sich langweilen, wenn nicht permanent etwas passiert. Ihr wünscht euch aber Pausen im Ablauf.
Antwort: „Gerade Pausen machen den Tag erlebbar. Wir haben bewusst Ruhepunkte eingeplant, damit wir alle den Tag genießen können.“
Fazit & Einladung
Eure Hochzeit ist kein Event. Kein Programmmarathon.
Sie ist ein Meilenstein.
Ein Meilenstein eurer Beziehung.
Ein Meilenstein eurer Geschichte.
Ein Meilenstein, den ihr nicht inszenieren müsst – sondern den ihr erleben dürft.
Darum lade ich euch ein: Überdenkt, was euch wirklich wichtig ist. Sprecht darüber, was bleibt – und was wegfallen darf.
Und wenn ihr euch Begleitung wünscht, die Klarheit schafft und Raum hält, lasst uns ins Gespräch gehen.
Ich begleite euch gern zurück zur Essenz – zu einer Hochzeit, die nicht laut ist, sondern wirkt.